In Anlehnung an “Ben the PC Guy” von Microsoft, ließ ich den Browser aus dem Samsung Wave 3 gegen die Konkurrenten von Windows Phone (Internet Explorer 9) und Android (google Chrome) antreten. Auch weil es bei Windows Phone keine Flash gibt, und Bada lediglich auf Flash light setzt, habe ich mich entschlossen den Test ohne Flash durchzuführen, und beim Galaxy S deshalb auch Google Chrome verwendet.
Der Test sah wie folgt aus: ich habe die Browser zurückgesetzt, und jeweils nacheinander die einzelnen Seiten geladen, so dass sich die Geräte die WLAN Bandbreite nicht teilen mussten. Gestoppt habe ich erst, wenn der Ladebalken verschwand. Hardwaremäßig sind die Smartphones nicht auf einem Level. Das Wave 3 ist ganz klar vorne, das Galaxy S habe ich, um es ein wenig auszugleichen, auf 1.2GHz getaktet. Nur das HTC Radar, welches auf den gleichen Scorpion-Prozessor wie das Wave setzt, ist mit 1 GHz ein ganzes Stück abgeschlagen.
Android 4 ist einsamer Spitzenreiter
Hätte man wie Ben 100$ auf den Sieg von Windows Phone gesetzt, wäre man ganz schön arm geworden. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Seiten oftmals schon komplett dargestellt wurden, und diese auch problemlos zu bedienen waren, während der Ladebalken noch eine ganze Zeit weiterlief.
Die Ladezeiten des Waves sind auch absolut in Ordnung, auch wenn es mit Android nicht mithalten kann. Die Bedienung ist auch um einiges besser geworden als beim Bada-Vorgänger, denn die URL-Leiste ploppt nun nicht mehr bei jeder Berührung auf und überlagert wichtige Seitenteile. Im horizontalen Modus verbraucht mir das Interface immer noch deutlich zu viel Platz. Auf Grund des PC-ähnlichen Mutlitaskings kann der Browser schnell das ganze System verlangsamen, wenn man vergisst, den Browser komplett zu beenden.
Hier kommen wir schon zu den Stärken von Windows Phone: Der Browser verlangsamt niemals das System. Es können ohne Probleme 6 Seiten gleichzeit geöffnet sein, ohne das der Browser lahmt, ganz gleich wie groß die Seiten sind. Dabei entspricht jede Seite einer von 6 möglichen parallel geöffneten App. Wird nun eine App geöffnet, fliegt eine Seite aus dem Speicher und muss neu geladen werden wenn man sie ansteuert. Die Url geht allerdings nie verloren.
Androids Speicher-management ist da ein wenig undurchsichtiger. Je nachSeitengröße und im Hintergund laufenden Apps, entscheidet das System selbstständig, was geschlossen wird, und was offen bleiben darf. Auch hier wird die Seite aber nicht vergessen, sondern nur neu geladen. Geschlossene Apps bleiben trotzdem im neuen Android 4 Verlauf vermerkt, und laden dann einfach neu.
Android und Windows Phone handhaben das Ganze also deutlich einsteigerfreundlicher als Bada, was mich etwas verwundert, denn gerade die Einsteigerfreundlichkeit wird Bada oft attestiert. Das Mutlitasking wie es Momentan in Bada verwendet wird, würde auf einem Gerät mit 1GB und mehr RAM und einer Mehr-Kern CPU viel mehr Sinn machen und möglicherweise sogar besser funktionieren als bei der Konkurrenz, da man quasi alles selbst bestimmen kann (muss). Auf einem System mit gerade einmal 512MB, in welchem allein der Browser schon einen Großteil davon verschlingen kann, nervt das Ganze eher, als es nützt.
Synthetische Benchmarks
Bei den künstlichen Benchmarks für den Browser kam es zu Probleme, gerade mit den Javascript-Benchmarks Sunspider und v8. Entweder Bada oder WP7 vertrugen sich nicht mit ihnen. Aber auch hier zeichnete sich ab, dass Google Chrome, obwohl er noch in der Beta-Phase ist, und der Browser nie für das Galaxy S gedacht war, deutlich die Nase vorn hat. Denn der ebenfalls Javascript-lastige Benchmark wurde mit über 85.000 Punkten beendet (Wave 3 und Radar ca. 25000).
Bei der HTML5 Performance sieht das Ganze wieder anders aus, denn dank GPU-Beschleunigung rückt der Internet Explorer Google Chrome auf die Pelle. Beim Fishbowl-Test von Microsoft schafften beide ca. 40 Bilder die Sekunde, beim Speed Reading beide 34fps. Das Wave 3 landete bei 11 bzw 13fps, und befindet sich ungefähr auf einem Niveau mit dem Standard Android Browser, der keine HTML5-Beschleunigung per GPU bietet.
Fazit: alle Browser haben so seine Stärken und Schwächen. Chromes Schwäche ist natürlich die Verfügbarkeit und der Betastatus, denn nur sehr Wenige haben Android 4. Badas Browser hat einen Riesenschritt nach Vorne gemacht, muss aber mit dem Speicher- und Prozessmanagement des Systems kämpfen. Der Windows Phone Browser ist nicht der Schnellste, formatiert die Texte aber immer am Besten für kleine Displays und ruckelt nie.