Wer kennt ihn nicht, den sympathischen Naked Chef aus dem ostenglischen Essex. Er hat einem ganzen Volk (den Briten) und einer Generation (den 20/30-Somethings) das Kochen beigebracht. Seit Jamie Oliver sind Kochsendungen äußerst beliebt und aus der Mottenkiste des samstagnachmittäglichen Vorabendprogramms der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten entrissen. Wer erinnert sich schon gern an die Zeit, als Johann Lafer (damals sicher bereits Ende 40) als aufstrebender Jungkoch durchging? Eben. Jedenfalls niemand, der sich Jamie’s 20 Minute Meals installieren will. Oder vielleicht doch?
Smartphone-Nutzer können (nicht) kochen!
Offensichtlich geht man bei den Produzenten von Jamie’s 20 Minute Meals davon aus, dass der typische potenzielle Käufer zwar ein Smartphone in all seinen Facetten beherrscht, aber vom Kochen keine Ahnung hat. Das Resulat dieser Überlegung ist eine auf (Koch-)Anfänger zugeschnittene App, die Nutzer sprichwörtlich an die Hand nimmt, und sie behutsam in die Welt des Kochens einführt: Jamie Oliver ist sich dabei nicht zu schade, in den zahlreichen Videos auch einmal solch profane Dinge wie das richtige Schneiden von Zwiebeln zu zeigen. Ähnlich den letzten Kochbüchern des englischen Maestros, verfolgt Jamie’s 20 Minute Meals konsequent das Motto: „Jeder kann Kochen!“ – bzw. sollte es lernen können.
Aufbau und Funktion der App
Der Startbildschirm (Vorsicht: beim allerersten Start lädt die App ca. 100 MB an Videomaterial herunter!) präsentiert sich sehr übersichtlich und aufgeräumt: es zeigt das zuletzt aufgerufene Rezept an, darunter befinden sich alle Kategorien, nach denen die 60 Rezepte geordnet sind: angefangen von Suppen, über klassische Pasta- und Fleischgerichte, bietet es auch eine reichhaltige Auswahl an Desserts und vegetarischen Gerichten (über 15!). Sehr löblich: auch innerhalb der Kategorien sind alle vegetarischen Mahlzeiten mit einem grünen V versehen!
Die Rezepte sind einfach in der Zubereitung, die Zutatenliste in der Regel kurz und nicht allzu exotisch. Ob jedermann innerhalb von 20 Minuten ein leckeres Rezept hinzaubert, wage ich allerdings zu bezweifeln: 20 Minuten reine Arbeitszeit ja, aber gerade bei unerfahrenen Köchen kommt sicher die Zeitfresser Organisation und Koordination der Abläufe hinzu. Hat man alles hingerichtet und den Ablauf der einzelnen Schritte verinnerlicht, dann gelingen die Gerichte ohne Probleme.
Genial ist die Funktion mit der Zutatenliste, die man sich auch per eMail zusenden lassen kann: man kann also ohne Probleme kurz in den Supermarkt, oder etwa von der Arbeit aus Familie und Freunde die Zutatenliste weiterleiten. Prima Sache und großes Lob!
Weniger Lob verdient die Bildschirmdrehung (gerade bei Videos): Leider hat der Benutzer keine Einfluss auf den Lagesensor (er kann noch nicht nachträglich innerhalb der App kalibriert werden). Ganz toll wäre in der Theorie folgende Kombination: Ein Galaxy Tab 10.1 (hab ich). Eine stützende Schutzhülle (hab‘ ich). Ich stelle das GT 10.1 im Querformat auf die Arbeitsplatte in der Küche (hab ich auch) und schaue mir die Videos oder die einzelnen Schritten bildschirmfüllend an – klappt nicht! Hier verschenktJamie’s 20 Minute Meals einige Wertungspunkte!
Von diesem Schönheitsfleck abgesehen, bietet Jamie’s 20 Minute Meals allerdings noch genug Highlights, sowohl in technischer als auch vor allem in kulinarischer Hinsicht. Über einen Nachfolger (etwa die App-Version seiner zahlreichen Kochbücher) oder noch mehr Rezepte würde sich unser Gaumen freuen!