Motorola Skip ist ein hübsch anschauendes Zubehör, mit dessen Hilfe ihr euer Smartphone auch ohne die lästige PIN-Eingabe entsperrt. Ob das die klügste Idee ist, darüber lässt sich herrlich streiten.
Im kunterbunt daherkommenden Gürtelclip von Motorola verbirgt sich moderne NFC-Technik, der euer Telefon entsperrt, sobald es in die Nähe von programmierbaren NFC-Tags kommt – der Hersteller nennt sie Dots und legt ganze drei Stück bei. Ihr könnt also je eins davon neben euer Nachttisch, auf der Toilette oder auf dem Dachboden kleben. Oder halt woanders, eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Klingt nach einem weiteren Gadget, deren Nutzen sich nicht sofort erschließen lässt.
Motorolas Wissenschaftler respektive Marketing-Abteilung hat errechnet, dass durchschnittliche Smartphone-User durschnittlich 39- bis 100 Mal täglich ihr Smartphone entsperren. Zunächst einmal möchte ich dem Hersteller meinen Dank für diese äußerst präzise Angabe aussprechen. Mir war wirklich nicht bewusst, dass durchschnittliche Smartphone-User durchschnittlich 39- bis 100 Mal täglich ihr Smartphone entsperren. Ich hätte spontan geschätzt, dass durchschnittliche Smartphone-User durchschnittlich 2 bis 300 Mal täglich ihr Smartphone entsperren. Ich lag also reichlich daneben.
Wer Komfort gegen Sicherheit eintauscht, hat es verdient, beides zu verlieren…
Erst kürzlich hatten wir berichtet, wie CyanogenMod eine neue Sicherheitsvorkehrung in Form der Find My Device -Funktion einzuführen plant, was auf den ersten Blick genau in die entgegengesetzte Richtung zu gehen scheint, im Grunde aber auf das gleiche Prinzip hinausläuft.
Wir verlassen uns auf Technik, weil wir zu faul sind, uns selbst darum zu kümmern.
Beide Techniken gehen letztendlich auch Hand in Hand und ergänzen sich ganz prima: zunächst einmal lass ich mir entweder das Handy von neugierigen Besuchern zuhause (neben dem Nachttisch, der Toilette oder dem Dachboden – eurer Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt) ausspionieren, aber hey, ich hab’ ja nix zu verbergen. Am nächsten Tag lass ich mir den Clip klauen und rück’ erpresst wie ich dann bin, mein geliebtes Telefon raus, egal – ich konnte ja bis dahin als durchschnittlicher User ganz komfortabel durchschnittlich 39- bis 100 Mal täglich mein 600 € teures Smartphone entsperren. Danach logge ich mich sicherheitshalber aber auf dem ganz sicher, durchschnittlich 39 bis 100% sicheren CyanogenMod-Server ein und lass mein Smartphone orten. Oder ich klingel’ gleich bei der NSA durch und frag nach meinem Handy, meine Daten haben die ja vom “abhörsicheren” Server.
Ich möchte nur allzu gern glauben, dass die Smartphone-Welt nicht verrückt geworden ist, aber geistige Unsitten wie Motorola Skip lassen mich durchschnittlich 39- bis 100 Mal täglich daran zweifeln.