Reolink Argus Pro Test: keine smarte, aber eine intelligente WLAN-Kamera

Gary Madeo
Gary Madeo - Gründer und Autor
9 Min

Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten dank Akku und Solarpanel zeichnen die Reolink Argus Pro WLAN-Überwachungskamera aus. Mit hochauflösenden Aufnahmen in 1080p und einfacher Bedienung kann sie auf dem Papier überzeugen.
Zudem ist sie auch wesentlich günstiger als die Konkurrenz. Ob irgendein Pferdefuß den ersten positiven Eindruck in der Praxis trüben konnte, habe ich die Tage für euch geklärt.

Das 2009 gegründete und in Hong Kong beheimatete Unternehmen hat eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Von den Anfängen als Kickstarter-Kampagne hat man sich mittlerweile zu einem wichtigen Anbieter entwickelt, der es mit der etablierten Konkurrenz (man denke an die Netgear Arlo-Produkte) aufnehmen kann.

Was ist drin?

Huch, die ist aber klein– und irgendwie knudellig süß. Die schlicht in weiß gehaltene Kamera weckt mit ihrem runden Design gewisse Beschützer-Instinkte wach. Dabei fällt eigentlich ihr die Aufgabe zu, ein Auge auf das Haus/die Wohnung bzw. generell schützenswerte Objekte und Personen zu werfen. Durch Akku und Solarpanel ist sie sehr mobil und kann sowohl Drinnen, als auch ganz klassisch Draußen montiert werden.
Neben der eigentlichen Kamera befinden sich ein beweglicher Standfuß, der Akku (beachtliche 5200 mAh), ein Mikro-USB-Kabel, ein Regenschutz sowie Montageschrauben und Dübel in der Verpackung. Das erwähnte Solarpanel ist separat erhältlich und befindet sich ergo in einer zweiten Verpackung. Anleitungen in den wichtigsten Sprachen, selbstredend auch in Deutsch, liegen bei.

Reolink hat uns für diesen Artikel die Kamera zur Verfügung gestellt. Auswirkungen auf die Wertung hat dies jedoch nicht.
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Die Kamera lässt sich an einer entsprechend geeigneten Stelle mit Hilfe der erwähnten passenden Schrauben und Dübel fest montieren. Der Neigungswinkel der Argus Pro kann den Bedürfnissen nach eingestellt und mit Hilfe eines Schraubgewindes festgezurrt werden. Bis etwa 30 Grad nach unten hält der schmale Standfuß das Gewicht des Kamera auch ohne feste Verankerung aus, bevor diese nach vorne überkippt.
Der Wetter-bzw. Regenschutz lässt sich leicht überstülpen und besitzt entsprechende Aussparungen für Sichtfeld und Mikrofon. Nach vorne schützt eine Art Kapuze vor Regentropfen, die auf die Kameralinse einfallen könnten.

Die Anschlüsse für das USB-Kabel sowie zum Einlegen einer optionalen MicroSD-Karte sind zusätzlich geschützt. Laut Reolink ist die Argus Pro nach IP65-Standard (Staubdicht und geschützt gegen Strahlwasser aus einem beliebigen Winkel) als wasserfest zertifiziert, was den Einsatz im Freien ermöglicht. Im Gegensatz zur regulären Version besitzt die Pro-Variante einen austausch- und aufladbaren Akku. Ein Netzteil zum Laden wurde aus mir nicht erklärlichen Gründen leider nicht beigelegt.

Das Kabel, um Kamera und Panel miteinander zu verbinden, ist zum Glück ausreichend lang, so dass man bei der Aufstellung der beiden Komponenten ein wenig Spielraum besitzt. Laut Anleitung sollten einige Stunden Sonnenlicht ausreichen um die Kamera mit Strom zu versorgen. Ist natürlich im Winter ein wenig schwierig, weswegen der Rückgriff auf den Akku in der trüben Jahreszeit zum Alltag gehören sollte.

Ziemlich unkompliziert verläuft die Einrichtung per App (iOS und Android) bzw. Desktop-Client (Mac und Windows): ein Assistent führt durch die Installation. Praktischerweise findet sich auf der Rückseite der Kamera ein QR-Code. Diesen gilt es sowohl bei der Ersteinrichtung einzuscannen, als auch wenn etwa später mit einem anderen Smartphone/Tablet auf die Kamera auf den Reolink Argus Pro zugegriffen werden soll. Beim Desktop-Client entfällt dieser Schritt. Hier muss lediglich das Passwort eingegeben werden.

Ob am PC oder am Handy, ihr könnt eine Menge Parameter einstellen. Auf eine Übersetzung der Mac-App hat Reolink verzichtet, ihr solltet aber mit rudimentären Englischkenntnissen bereits zurechtkommen. Die mobilen Apps hingegen wurden ins Deutsche übersetzt. So könnt ihr etwa die Auflösung der Aufnahmen von 1080p auf “flüssig” umstellen . Letztere Einstellung empfiehlt sich vor allem wenn ihr die Kamera im Garten habt und die WLAN-Verbindung dorthin ohnehin an ihre (natürlichen) Grenzen stößt. Innerhalb der Wohnung sollten 1080p kein Problem darstellen. Man muss allerdings bedenken, dass es bei dieser höheren Auflösung zu (noch) größeren Verzögerungen bei der Videoübertragung kommt.

Die Qualität ist insgesamt recht gut, ihr müsst aber eure Ansprüche eventuell ein wenig herunterschrauben. Letztlich handelt es sich um eine Überwachungskamera, auf die man nur ab und zu einen Blick wirft. 24/7-Monitoring ist damit nicht möglich. Nach fünf Minuten erscheint etwa ein Hinweis, dass die Kamera bald in den Ruhezustand versetzt wird, um den Akku zu schonen.

Ihr könnt sowohl Videoaufnahmen starten als auch Snapshots machen. Diese Aufnahmen können bei Bedarf auf einen PC übertragen werden. Die aufgezeichneten Videos liegen in einer Auflösung von 640 × 352 Pixeln vor. Das direkte Herunterladen der Videos von der Speicherkarte auf das Smartphone ist nicht möglich. Unklar ist, ob diese Funktion irgendwann einmal per Update nachgereicht wird. Zur Not muss man die Karte aus der Kamera ausbauen und am PC/Mac/Smartphone direkt einlesen.

Ein wichtiges Feature ist der eingebaute PIR-Bewegungssensor: damit werden Bewegungen automatisch erkannt und auf Wunsch als Video auf der Speicherkarte aufgenommen. Mittels App lassen sich alle Aufnahmen eines Tages auflisten und durchsehen. Praktisch, wenn man abends nach Hause kommt und schauen will, was Fifi alles so angestellt hat. Während Videos von Speicherkarte abgespielt werden, kann man ebenfalls mit dem Smartphone Snapshots und Aufzeichnungen machen.

Ihr könnt die Kamera, etwa wenn ihr außer Haus seid, scharf stellen. Sie verschickt dann im Alarm-Fall an bis zu drei hinterlegte Adressen eine Email samt Anhang. Ironie am Rande: um Googlemail einbinden zu können, müsst ihr in eurem Account beim Suchmaschinen-Giganten unter “Anmeldung & Sicherheit->Apps mit Kontozugriff” ändern und “weniger sichere Apps” den Zugriff gewähren. Finde ich ein wenig seltsam.

Hier kommen die Pferdefüße: Bewegungserkennung, Keine Einbindung in Smarthome

Da die Kamera nicht ständig aktiv ist (Akkubetrieb!) gibt es keine permanente Bildauswertung, wie sie sonst bei anderen Überwachungskameras üblich ist. Die Argus Pro muss sich daher auf den PIR-Sensor verlassen und zeichnet erst bei einer erkannten Bewegung auf. Theoretisch sollten nur sich bewegende Wärmequellen (Tiere/Menschen) erfasst werden. Es kann aber sein, dass auch sich bewegende Objekte (etwa Pflanzen, Äste, warme Luftströmungen etc.) einen Fehlalarm auslösen. Die Empfindlichkeit des Sensors lässt sich aber in drei Stufen einstellen. Damit kann man letztlich leben. Weniger schön ist die zweite Konsequenz.

Bis eine Aufnahme gestartet wird (also vom Erkennen der Bewegung bis zum Start der Aufnahme), kommt es zu einer gewissen Verzögerung von mehreren Sekunden. Es kann passieren, dass auf der eigentlichen Aufnahme am Ende nichts/niemand mehr zu sehen ist. Eine richtige Abhilfe gibt es hierfür nicht. Vielleicht kann der Hersteller per Firmware-Update die Verzögerungszeit reduzieren.

Zum Schluss noch der wirkliche/vermeintliche Pferdefuß für alle Smart Home-Aficionados, wenngleich ich persönlich am Ende des Tages prima damit leben kann: eine Einbindung in HomeKit oder eine Steuerung via Alexa-Schnittstelle könnt ihr vergessen. Gibt es nicht. Auch beim Thema Cloud sieht es aktuell noch mau aus. In den USA ist aber immerhin ein Beta-Test für die Reolink Cloud am Laufen. Im kostenlosen Cloud-Betaplan steht ein Speicherplatz von 10GB bereit. Die Bewegungsaufzeichnungen werden in der Cloud für 15 Tage gespeichert, bis zu 5 Kameras lassen sich mit einem Reolink Cloud-Konto verknüpfen. In Deutschland steht der Dienst noch nicht zur Verfügung.

Für rund 120 Euro bekommt man mit der Reolink Argus Pro eine Menge geboten. Das Panel ist separat für etwa 30 Euro erhältlich. Amazon und andere Hersteller schnüren aber auch entsprechende Kombi-Pakete.

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von Gary Madeo Gründer und Autor
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Vor Jahren nebenher aus Spaß an der Freude gegründet, wird er dieses Projekt so schnell nicht mehr los. Bloggt und kümmert sich um die gesamte Technik hinter einem Tech-Blog. Schreibt zur Ablenkung über Fußball, meist ohne Magenschmerzen zu bekommen.
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