Samsung Galaxy S9 Test: Einfach besser

Gary Madeo
Gary Madeo - Gründer und Autor
22 Min

Kaum eine Frage dürfte die Android-Welt so beschäftigen wie diese: wie schlägt sich das Galaxy S9 im Vergleich zum S8? Meinen Test als Besitzer des Vorgängers möchte ich euch nicht vorenthalten.

Nur ein lahmes Upgrade? Oder doch eher eine konsequente und logische Weiterentwicklung? Zwischen Ernüchterung und alljährlicher Euphorie oszillierte das Spektrum der Reaktionen auf die Präsentation am 25. Februar. Die Wahrheit liegt zwar nicht immer irgendwo dazwischen. Eine faire Einschätzung und Bewertung sollte mit einem realistischen Betrachtungswinkel aber gelingen.

Damit meine ich, sich von einigen Dingen freizumachen, die ich immer wieder beobachte: die (falsche) Erwartung, dass jedes Jahr erneut die eierlegende Wollmilchsau gelegt werden kann. Quantensprünge sind mit den knapp jährlichen Update-Zyklen nicht immer machbar. Die Lösung, nur alle zwei, drei Jahre ein neues Spitzenmodell herauszubringen, ist schlicht und ergreifend unter kapitalistischen Gesichtszügen betrachtet nicht praktikabel. Als Nutzer muss ich aber auch nicht jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen.

Galaxy S9 Design & Verarbeitung

Das S9 unterscheidet sich nur in Details vom 2017er Vorgänger. Ein aus meiner Sicht cleverer Schachzug, immerhin gehört das S8 auch nach knapp einem Jahr zu den hübscheren Vertretern im Android-Kosmos. Man erkennt sofort die Handschrift Samsungs und ist neugierig darauf herauszufinden, was jetzt neu bzw. anders ist. Eine erneute komplette Design-Revolution hätte ich für reichlich kontraproduktiv gehalten.

Zum Glück hat Samsung sich davor gehütet auf den derzeit grassierenden iPhone X-Design-Zug aufzuspringen. Das Apple-Smartphone besitzt so viele gute Eigenschaften, die charakteristische Notch im Display gehört definitiv nicht dazu. Sie lässt sich aber relativ simpel kopieren, wenngleich zwischen den Nachahmungen große qualitative Unterschiede bestehen können. Von gelungen wie beim Zenfone 5Z, bis hin zu gewollt, aber nicht gekonnt, etwa beim Ulefone X, ist die Spannweite riesig.
Aber zurück zum Galaxy S9 Design. Das ist wie eingangs erwähnt sehr gelungen. Es wirkt nach wie vor für die stattliche Größe (je nach Berechnungsart bis zu 5,8 Zoll in der Bildschirmdiagonalen) zierlich. Es ist exzellent verarbeitet, quasi nahtlos gehen Infinity Display und Rahmen ineinander über. Der Rahmen ist nun nicht mehr metallfarben abgesetzt bzw. poliert, sondern matt gehalten. Entspricht in Wagenfarbe lackierten Stoßstangen bei einem Auto. Der Effekt: Das Smartphone wirkt noch mehr aus einem Guss. Das S9 ist etwas schwerer und breiter geworden. Man kann meinen, die knapp 10g fielen gar nicht so sehr ins Gewicht. Den Unterschied merkt man aber als S8-Besitzer. Das Smartphone liegt nun besser in der Hand und fühlt sich nicht mehr ganz so seifig wie der Vorgänger an.

Schlaues Redesign

Die (wenigen) Tasten bzw. Bedienelemente sind schlau überarbeitet worden. Der Einschaltknopf rechts sowie die Lautstärkewippe links sind größer, breiter und leicht nach oben versetzt worden. Dafür stehen sie weniger prominent hervor, was aber der Bedienung keinen Abbruch tut. Man kann die Tasten blind besser erfühlen.

Auf der Rückseite die auffälligsten Neuerungen. Der vielgescholtene Fingerabdruckscanner ist nun unterhalb der Kamera platziert. Was war das letztes Jahr für ein Gezeter mit der Position des Fingerabdrucksensors. Nach einem Jahr Galaxy S8 muss ich eine deutliche Warnung an alle Wechselwilligen aussprechen. Ihr werdet mit Sicherheit die ersten Male instinktiv auf die Kameralinse tappen. Auf der insgesamt sehr aufgeräumt wirkenden Rückseite fällt das DUOS-Logo auf, falls ihr die DualSIM-Variante kauft.

Zum Vergleich: Huawei P20 Test

Einziger Wermutstropfen: “orchid grey”, lilablassgrau, steht dieses Jahr als Farbvariante nicht zur Verfügung. Das ist aber eine reine persönliche Geschmacksfrage. Den allermeisten Nutzern dürfte Midnight Black besser gefallen. Alternativ stehen aktuell noch “Lila Purple” und “Cola Blue” zur Verfügung.

Display & Formfaktor als große Pluspunkte

Was gut war, bleibt gut. Viel zu meckern habe ich am Display des Galaxy S9 nicht. Hatte ich aber auch beim Vorgänger nicht. Was auffällt im direkten Vergleich ist die höhere (Auto-)Helligkeit gegenüber dem Vorgänger. Display Mate hat das Display entsprechend als das beste am Markt ausgezeichnet und eine absolute Farbgenauigkeit attestiert.

Solche Auszeichnungen und Aussagen sind wie immer mit Vorsicht zu genießen. Über Formfaktor, Vor-und Nachteile der OLED-Technologie und Spiegelung des Displays bei der Galaxy S-Reihe ließe sich herrlich streiten, möchte ich aber an dieser Stelle nicht. Aus meiner Sicht kombiniert Samsung (wie bei den Vorgängern) sehr klug und schafft es auf diese Weise ein Display zu fabrizieren, welches im Alltag auch nach vielen Wochen und Monaten aufs Neue (das Auge) erfreut.

Es macht Spaß, das S9 zu benutzen. Bei aller Größe ist es dank der Bauweise nach wie vor ziemlich kompakt und bleibt im Gegensatz zu anderen Smartphones im traditionellen 16:9-Formfaktor damit noch einigermaßen einhändig bedienbar. Es liegt sehr gut in der Hand, lässt sich gut in der Hosentasche verstauen und bei Bedarf schnell wieder (nicht was Du jetzt denkst!) herausholen. Da ich sehr gerne und viel am Display lese, freue ich mich nach wie vor darüber, auf Webseiten merklich weniger scrollen zu müssen. Man hat textlastige Inhalte nach wie vor schneller im Blick.

Funktionen & OS

Durch die kürzlich erfolgte Aktualisierung auf Android Oreo sind die Unterschiede zwischen den beiden Smartphones nicht besonders groß. Im Vergleich zur ursprünglich installierten Version im letzten Jahr hat sich aber eine Menge getan. Es gibt darüber hinaus einige (exklusive) Features auf dem Galaxy S9.

Nennen möchte ich z.B. die Entsperrfunktion Intelligenter Scan. Diese kombiniert Gesichts- und Iris-Daten für eine schnellere und komfortablere Entsperrung. Das klappt insgesamt gut und schneller als die PIN einzugeben oder den Fingerabdruckscanner zu bemühen. Vor allem in ungünstigen Situationen, etwa morgens beim Aufwachen im Dunkeln, spart man sich versehentliche Tapper auf der Kamera-Linse. Bei Gegenlicht muss aber Samsung nachbessern. Diffuses Gegenlicht (Sonnenlicht aus dem Fenster) führte mitunter zu Probleme beim Entsperren. Gerichtetes Gegenlicht einer Lampe hingegen nicht. Vielleicht habe ich aber auch einfach mit meiner Riesenbirne die Sonne Glühbirne verdunkelt.

S9 Kamera. Reimagined. Bedeutet runderneuert.

Das ist natürlich der größte Brocken, der eine vertiefte Beschäftigung verdient. Dementsprechend muss ich an dieser Stelle um ein wenig Geduld bitten, wenn meine Bemerkungen auch nach der Überarbeitung an manchen Stellen ein wenig knapp ausfallen.
Anbei findet ihr aber meinen Nachtisch, der bei dieser Gelegenheit mit den vorhandenen Smartphones der Familie fotografiert wurde. Zum Einsatz kamen das Galaxy S8, das Galaxy S9 mit Blende f/1.5, das LG G6, das Huawei Mate 10 Pro sowie das HTC U Ultra. Insgesamt also eine durchaus repräsentative Auswahl an aktuellen Smartphones mit guter bzw. sehr guter Kamera. Angesehen vom S9 entstanden alle Bilder im Automatikmodus bei natürlichem Licht an einem verschneiten und bewölkten Sonntagmittag.

Kamera deutlich überarbeitet

Ich bin kein Hardcore-Knipser, der ständig mit dem Handy Bilder macht oder filmt. Die Kamera kristallisierte sich aber bereits nach wenigen Tagen als größter Unterschied und deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger heraus. Der Grund, der leider viel zu häufig übersehen und zu selten in den Mittelpunkt der Berichterstattung und Diskussionen rückt, ist ganz und gar profaner Natur. Er bringt mich aber dazu, häufiger und gezielter zu fotografieren, die Spiegelreflex langsam aber sicher in der Ecke verstauben zu lassen. Es geht um das Thema Bedienung: die ist Samsung sehr gut gelungen.

Es stehen insgesamt zehn Aufnahme-Modi zur Verfügung, die nun bedeutend einfacher durch eine dauerhaft eingeblendete Leiste (entweder oben oder links an der Seite) erreicht werden können. Beim S8 stehen die acht Kamera-Modi durch Wischen vom linken Rand als On-Screen-Display zur Verfügung. Zunächst dachte ich, dass die Art der Auswahl keinen wesentlichen Unterschied macht und beim S8 sogar ein wenig eleganter gelöst ist. In der Praxis ist es aber viel einfacher bei einer Aufnahme verschiedene Bildmodi durchzuprobieren.

Das Galaxy 9 macht sehr gute Fotos in einer (nativen) Auflösung von 12 Megapixeln im 4:3-Format. Je nach Bildformat sind es aber auch nur 9 Megapixel. Beeindruckt hat mich der Autofokus der Kamera. Der Bildsensor Isocell und Phase Detection Auto Focus (Dual-PDAF) leisten sehr gute Arbeit. So lässt sich ein Bildmotiv blitzschnell ohne Autofokus-Nachjustierung (Pumpen) erfassen.

Neu ist die „dual aperture“ mit der zweifachen Blendenöffnung. Fällt die Umgebungsbeleuchtung unter 100 Lux (entspricht etwa der Beleuchtung in einem Flur), vergrößert sich die Blende auf 1:1,5 und nimmt dadurch mehr Umgebungslicht auf. Dies sollte in der Theorie für bessere Bilder unter ungünstigen Lichtverhältnissen sorgen, etwa Innenaufnahmen oder Bilder bei Nacht. Zur Erinnerung: Eine Blende von f/1,5 hat es in der Smartphone-Welt bislang nicht gegeben.

Bei System-Kameras und in der DSLR-Welt sind Objektive mit solch einer großen Blendenöffnung zudem optimal für stimmungsvolle Portraits geeignet. Allerdings greifen diese dann auf wesentlich größere und potentere (APS-C)Sensoren zurück. Immerhin beteiligt sich Samsung bereits seit einigen Modell-Generationen nicht mehr am Megapixel-Wahn. Das ist auch gut so, da theoretisch die Beugungsunschärfe umso früher einsetzt, je mehr Megapixel ein Sensor gleicher Größe hat.

Die dynamische Blende reagiert automatisch auf ihre Umgebung und öffnet oder schließt sich, um die Stärke des Lichts anzupassen. Steht genug Licht zur Verfügung, fotografiert die Kamera mit einer Blende von f/2.4, was Überbelichtungen vorbeugt. Die f/1,5 -Blende kommt bei wenig Licht, etwa abends, in dunklen Wohnungen usw. zum Einsatz. Verzichten müsst ihr beim kleinen Modell auf eine Dual-Cam auf der Rückseite mit 12 Megapixeln. Beim S9+ steht ein zusätzliches Teleobjektiv für verlustfreies Zoomen zur Verfügung.

Portrait-Modus: …und es gibt ihn doch…heißt nur nicht so

Kann man mit dem Galaxy S9 auch schöne Portrait-Aufnahmen machen? Ja, kann man. Gibt es einen Modus, der auch so genannt wird? Nein. Mit dem selektiven Fokus lassen sich letzten Endes schöne Bokeh-Effekte erzielen. Fur Narzissten (Scherz) steht ein ähnlicher Modus namens Selfie-Fokus bereit. Was gegenüber dem Galaxy S9+ fehlt ist der Live-Fokus. Dieser wird ähnlich wie beim iPhone 7+/8+/X mit der zusätzlichen Telekamera (2x Zoom) erstellt und dann quasi “live” in der Vorschau anzeigt.

Was aber nicht notwendigerweise bedeutet, dass alle Smartphones, die nicht auf diese Technik setzen, keinen Portrait-Modus beherrschen. Oder dass sich daraus eine qualitative Aussage über den erzielten Unschärfe-Effekt ableiten ließe. Wenn dem so wäre, würden DSLRs oder Smartphones wie das Pixel 2 (die, um es einmal deutlich zu sagen, wesentlich bessere Porträt-Bilder liefern als das S9+ oder das iPhone X) in dieser Disziplin durchfallen. Letztlich geht es um die Qualität der Ergebnisse und nicht um das, was die Marketing-Abteilungen vorgeben.

AR Emojis liefern mir eine neue Erkenntnis: Ich sehe aus wie Mesut Özil

Das war mir bislang überhaupt nicht bewusst, bis ich die neue Funktion in der S9 Kamera ausprobierte. Zumindest mein virtuelles AR Emoji-Alter-Ego hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem filigranen Edeltechniker von Arsenal London. Der ist jetzt nicht gerade für seine emotionale Ausdrucksfähigkeit bekannt, aber was soll’s.

AR Emojis lassen sich leicht erstellen. Ich hatte ein wesentlich komplizierteres Prozedere erwartet. Ihr wechselt durch Wischen in den AR-Emoji-Modus, wählt die Selfie-Cam aus und schon kann es losgehen. Euer Gesicht platziert ihr im eingeblendeten Kreis und lächelt mit geschlossenen Lippen. Danach könnt ihr Frisur, Accessoires und einige Klamotten auswählen. Das Ergebnis sieht nett aus, hat mit der Realität aber nicht immer viel gemeinsam. Hoffe ich zumindest.

Mesut & Me: zwei filigrane Edeltechniker mit strahlendem Lächeln.
Mesut & Me: zwei filigrane Edeltechniker mit strahlendem Lächeln.

Euer nun erstelltes Emoji erkennt Geschichtsausdrücke und versucht, diese so gut es geht nachzumachen. Leider ist das Spektrum der gezeigten Emotionen nicht sonderlich groß. So wäre es etwa cool, wenn es erkennen würde, dass ihr die Zunge herausstreckt.

Bereits jetzt gibt es eine beachtliche Auswahl an AR-Emojis und Effekten, die für reichlich kurzweiligen Spaß sorgen. So hat etwa Disney die letzten Tage Micky und Minnie ins Rennen geschickt. Ihr scrollt in der unteren Leiste durch die vorhandenen Optionen, neue (auch kostenpflichtige) Add-Ons könnt ihr zusätzlich nachinstallieren.

Es ist auch möglich, den Modus für Gruppen-Selfies zu verwenden. Die Kamera erkennt auch mehrere (lächelnde) Personen und versieht sie mit den ausgewählten Effekten. Hier ist wirklich viel Potenzial vorhanden und ich kann mir vorstellen, dass sich bald Nachahmer finden.

Es ist auch möglich, das erstellte AR-Emoji für ganz personalisierte GIFs in Chats wie WhatsApp zu verwenden. Aktuell stehen 18 verschiedene Animationen zur Verfügung, wobei ich mir sicher bin, dass es in Zukunft mehr werden.

UI und Software: doppelt hält nicht immer besser

Ab Werk installiert ist Android OS 8.0 Oreo, das mit der eigenen Oberfläche namens Samsung Experience in Version 9 erweitert wurde. Dank Unterstützung von Project Treble sollen Updates in Zukunft schneller ausgerollt werden. Wollen wir hoffen, dass Android P damit früher zur Verfügung steht als es dieses Jahr mit Android Oreo beim Galaxy S8 der Fall war. Die aktuelle Version 8.1 (z.B. eigene Akkustand-Anzeige bei Bluetooth-Geräten, Anzeige der Geschwindigkeit öffentlicher Netzwerke, besseres Speichermanagement) sucht man leider vergebens.

Manche Dreingaben bewirken nach wie vor eine unnötige Verdopplung. Es gibt dadurch in manchen Bereichen jeweils eine App von Samsung und von Google, z.B. Email, Galerie, Browser. Den langsamen und unzuverlässigen Google Chrome Browser etwa nutze ich persönlich überhaupt nicht. Nach wie vor Gang und Gäbe ist es, dass manche vorinstallierten Apps lediglich deaktiviert und nicht vollständig entfernt werden können. Andere wie etwa LinkedIn oder Facebook hingegen lassen sich nachträglich von der Platte fegen.

Nach über einem Jahr habe ich mich mit dem Samsung Launcher arrangiert, denn er ist längst nicht so schlecht wie sein Ruf und bietet mehr Funktionen als etwa ein sehr rudimentärer AOSP-Launcher. Wer will, kann aber auch auch einer Third-Party-Lösung wie dem Nova Launcher oder Lawnchair den Vorzug geben. Deaktiviert habe ich Bixby (Home), obwohl ich Samsungs eigenem Assistenzen dieses Jahr eine faire Chance einräumen wollte. Er steht aber nach wie vor nicht in Deutsch zur Verfügung.

Schade, denn so bleibt die dezidierte Bixby-Taste am Gehäuse nach Deaktivierung ungenutzt. Durch Apps lässt sich diese nachträglich neu belegen, Samsung verzichtet aber darauf, standardmäßig dem Nutzer eine Alternative anzubieten. Vielleicht müsste die EU ähnlich wie bei Microsoft stärker reglementierend eingreifen und Hersteller dazu zwingen eine Auswahl zuzulassen.

Performance & Benchmark: Samsung S8 öffnet Apps schneller!

Entsprechende Benchmark-Ergebnisse gibt es im Netz zuhauf. Sie zeigen, dass das S9 gegenüber dem Vorgänger zulegen konnte. Er bleibt aber hinter dem iPhone X zurück. Die hier veröffentlichten Ergebnisse wurden mit Hilfe der Migrationsfunktion auf zwei exakt gleich eingerichteten Smartphones erzielt: die selben Apps, die gleichen Dateien und Einstellungen. In den synthetischen Benchmark-Apps fährt das Galaxy S9 den Sieg deutlich ein. Im Alltag sieht die Sache aber aktuell nicht immer so eindeutig aus.

Ein kleiner Schock: das S8 öffnet Apps beim ersten Mal wesentlich schneller als das Galaxy S9. Erst wenn diesea im Speicher sind (und nicht geschlossen wurden), spielt das aktuelle Modell seine größere Rechenkraft aus. Zur Überprüfung habe ich beide Smartphones komplett heruntergefahren und neugestartet. Im Anschluss wartete ich zwei Minuten um die Boot- und Startvorgänge vollständig abzuschließen.

Das Ergebnis blieb aber zunächst unverändert. So etwa öffnete sich die Telefon-App, der Samsung Browser oder Google PlayStore auf dem alten Modell schneller als beim Galaxy S9. Dann fiel mir auf, dass im S8 keine SIM- und Speicherkarte eingelegt war. Also habe ich diese entfernt und den Vorgang wiederholt. Nun waren beide Smartphones gleich schnell beim erstmaligen Öffnen der Telefon- oder Kontakte-App, tendenziell lag eher das S9 vorne. Eine richtige Erklärung habe ich dafür nicht.

Vielleicht erzeugt das Modem (mehr) Abwärme, was das gesamte SoC zum throtteln bringt. Vielleicht braucht das Galaxy S9 noch ein paar Tage, bis sich alle Prozesse nach dem ersten Firmware-Update eingependelt haben. Es ist letzten Endes reine Spekulation. In jedem Fall zeigt es, dass die Aussagekraft nackter Zahlen, Benchmark-Ergebnisse und Marketing im Alltag eine wesentlich geringere Rolle spielen, als vielfach angenommen.

Sonstige Eindrücke und Fazit zum Galaxy S9

Das Galaxy S9 ist gegenüber dem Vorgänger keine Revolution. Die Veränderungen stecken vielmehr im Detail. Dass manche (Rezensenten) das ganze Smartphone dann gleich langweilig finden müssen, wie in einigen Testberichten gelesen, ist halt Clickbaiting. Abgesehen vom Preis spricht im direkten Vergleich eben doch wenig für das Galaxy S8. Das Galaxy S9 präsentiert sich an vielen Stellen einfach klug und (unauffällig) überarbeitet.

Etwa beim bereits im Artikel angesprochen veränderten Design, das für mich nun edler und vollendeter wirkt. Oder richtige Pluspunkte wie die Stereo-Lautsprecher und Dolby ATMOS. Dagegen klingt der Vorgänger arg blass und blechern. Das gilt auch, wenn man über (Bluetooth-)Kopfhörer hört.

Apropos Bluetooth: Dual-Audio etwa klappt problemlos. Man kann den Sound problemlos über zwei Lautsprecher-Quellen ausgeben und zwischen den verschiedenen Ausgabe-Möglichkeiten (intern, Quelle 1 oder Quelle 2) hin- und herwechseln. Einzig die verzögerte Wiedergabe ist ein Problem. Andernfalls hätte man so mehrere Bluetooth-Lautsprecher für die Beschallung größerer Räume verwenden können.

Die Akkulaufzeit ist ein Thema für sich. Die ist nach rund zehn Tagen definitiv nicht schlechter als beim Vorgänger. Sie ist aber keineswegs als gut, sondern wie bei der allermeisten Konkurrenz allenfalls als befriedigend und akzeptabel zu bezeichnen. Wer das Galaxy S9 viel nutzt (Musik, Videos, Lesen usw.) wird nach nicht einmal einen Arbeitstag am Abend aufladen müssen. Ein wenig spart man mit den altbekannten Kniffen wie Reduzierung der Displayhelligkeit und Auflösung oder durch das Abschalten des Always-On-Displays. Im nächsten Jahr muss Samsung aber hier mächtig aufs Gaspedal drücken, will man von Huawei mit seinen Modellen wie dem Mate 10 Pro oder P20 nicht endgültig abgehängt werden.

Das Galaxy S9 ist Samsungs zweitbestes Smartphone nach dem…S9+. Wer auf das größere Display, den größeren Akku, die zwei zusätzlichen Gigabyte RAM sowie die (etwas) bessere Kamera zugunsten der kompakteren Bauweise verzichten kann, sollte beim kleineren Modell bleiben. Nutzer des Vorgängers sollten ein wenig abwarten wie sich die Preise entwickeln, wenn sie über ein Upgrade nachdenken. Das neue Modell ist nämlich das deutlich gelungenere Galaxy S8, auch wenn die Unterschiede dieses Jahr nicht zu Tode gehyped werden wie bei der Konkurrenz.

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von Gary Madeo Gründer und Autor
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Vor Jahren nebenher aus Spaß an der Freude gegründet, wird er dieses Projekt so schnell nicht mehr los. Bloggt und kümmert sich um die gesamte Technik hinter einem Tech-Blog. Schreibt zur Ablenkung über Fußball, meist ohne Magenschmerzen zu bekommen.
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