Samsungs nächstes Bada Flaggschiff ist ohne viel Promotion in Deutschland erschienen. Es soll in Mediamärkten 350€ kosten. Das mit 4 Zoll Super AMOLED Display und 1.4 GHz CPU ausgestattete Handy ist somit also ein ganzes Stück teurer als Samsungs eigene Android Konkurrenz. Im Internet ist es allerdings schon unter 300€ zu haben.
Ich konnte das Samsung Wave 3 kurz antesten und sehen was sich seit dem ersten Wave getan hat. Auf der Hardwareseite fällt zunächst auf, dass es nun deutlich gewachsen ist, einen innovativen Akkuwechsel-Mechanismus hat, Sensortasten statt Hardwaretasten zum Einsatz kommen, und die Kamerataste wegrationalisiert wurde. Das Design des Aluminium-Handys erinnert aber insgesammt noch stark an das Ur-Wave.
Bada 2.0 bekam eine TouchWiz-Version spendiert, welche sich etwas von TouchWiz 4 auf den neueren Galaxys unterscheidet. So bietet es zusätzlich eine für Widgets dedizierte vertikal scrollbare Seite auf dem Homescreen. Bis auf Kleinigkeiten wurde einiges den Androidversionen von TouchWiz angeglichen. Der Rest des Systems abseits vom Launcher wirkt wie eine bunte Mischung aus Android und iOS.
Abgesehen von kosmetischen Veränderungen und der nutzerfreundlicheren Gestaltung gibt es auch ein paar neue Funktionen, wie Sprachsteuerung und einen nativen Mutlimessenger namens ChatOn. Der Browser wurde auch generalüberholt und arbeitet jetzt etwas flotter und Texte werden augenfreundlich formatiert. Zudem wurde ein sehr nerviger Bug behoben, bei dem die URL-Leiste nach jeder Displayberührung aufploppte und einen großen Teil der Website überlagerte.
Das Speichermanagement des Samsung Wave 3 wurde überarbeitet und ermöglicht nun auch Multitasking mit Apps aus dem Appstore. Ob das Ganze auch fehlerlos funktioniert konnte nicht gestestet werden. Zahlreiche Systemapps gleichzeitig bereiteten dem Gerät keine Probleme.
Bei der Kamera hat sich nicht viel getan. Fotos und Videos gelingen immer in ordentlicher Qualität (5MP bzw. 720p). Allerdings fiel mir auf, dass das Pausieren von Videos nun nicht mehr möglich ist. Beim Auslöseknopf hat man sich also nicht nur optisch iOS angeglichen.
Bis hierhin klingt das ja das meiste ganz gut, dennoch fallen wieder einige negative Dinge auf. Samsung hat es nicht geschafft, rechtzeitig zum Start entsprechende Bada 2.0 Apps in den Market zu stellen. So müssen Erstkäufer derzeit ohne Facebook App auskommen. Auch die Musikerkennung wurde wegrationalisiert. Alternativen gibt es momentan nicht. Auf einem anderen Wave gekaufte Apps lassen sich, zumindest ohne Rücksprache mit Samsung, nicht auf dem neuen Wave installieren.
Da wären wir schon bei einem generellen Problem des Gerätes. Bada gibt es nun seit 18 Monaten und dennoch stehen den Wave 3-Käufern derzeit nur ca 4000 Apps und 3800 Themes zur Verfügung. Das klingt zwar pasabal, verglichen mit der Konkurrenz ist das aber sehr schwach. Ein Vergleich mit Android und iOS, die zusammen auf ca 1 Million Apps kommen, wäre unfair. Microsoft hingegen ist mit Windows Phone 7 noch kürzer im Geschäft, liefert aber bereits mit 37000 Programmen knapp 10 mal so viele Apps wie Bada. Jeder dritte Entwickler plant WP7-Umsetzungen.
Ähnlich sieht auch der Entwicklungstrend aus. Während Bada momentan monatlich zwischen 100 und 200 neue Apps hervorbringt, sind es bei Windows Phone ca 2000.
Samsung Wave 3 : Fazit
Ein Kauf des stylischen Metallboliden muss immer noch gut überlegt werden. Macht es heutzutage noch Sinn mehrere Hundert € auszugeben, für ein Gerät das kaum erweitert werden kann? Höchstens Leute, die auch keine Bedenken mit der Anschaffung einer NeoGeo-Konsole oder einens HDDVD-Players hatten, können beim Samsung Wave 3 fast bedenkenlos zuschlagen. Schnäppchenjäger sind derzeit mit dem Vorgänger ähnlich gut bedient, denn die meisten Verbesserungen sind softwareseitig. Bada 2 wird voraussichtlich im Dezember, spätestens im Januar, für die älteren Modelle erscheinen.