Das lang ersehnte Update für Samsungs meistverkaufte Smartphone ist vor einigen Tagen endlich offiziell erschienen. Bislang wurde es allerdings nur in wenigen Regionen ausgerollt: im United Kingdom, Irland sowie in der Schweiz. Wie heute bekannt wurde, hat Samsung das Update in Europa vorerst gestoppt. Es kursiert aber auch eine chinesische Version. Wie es um ihre offizielle Verfügbarkeit steht, konnte ich mangels chinesischer Sprachkenntnisse nicht in Erfahrung bringen.
In Deutschland muss man sich nun scheinbar noch etwas länger in Geduld üben – und das hat offenbar ziemlich ersichtliche Gründe. Ich habe die irische Version, die mit der kurz zuvor geleakten inoffiziellen Vodafone Version identisch ist, nun eine Weile getestet, und ich muss sagen – die Mängel sind wirklich nicht mehr feierlich! Das Entsperren aus dem Schlafmodus heraus dauert teilweise eine gefühlte Ewigkeit, der Akku-Verbrauch ist selbst nach ein paar Tagen “Trainingszeit” erheblich höher als zuvor. Der Eindruck, dass es sich hierbei eigentlich nur um eine zu früh veröffentlichte Beta-Version handelt, wird durch den nicht funktionierenden zusätzlichen Entsperrscreen-Effekt bestätigt. Dabei handelt es sich um den Lichteffekt, den man bereits vom Galaxy S4 oder Note 3 kennt. Dieser lässt sich zwar in den Einstellungen auswählen, tatsächlich dargestellt wird er aber nicht. (Im 4.2.2 Leak funktionierte er noch einwandfrei!)
Doch nicht nur die genannten Bugs sorgten für enttäuschte Gemüter. Viele hatten sich durch die angekündigte Premium Suite Hoffnungen auf ein umfangreiches Paket an Zusatzfunktionen und Apps gemacht, die man bereits vom Galaxy S4 und dem Note 3 kannte.
Was nicht so gut ist!
Klar war, dass all die Funktionen, die zusätzliche Hardware benötigten, nicht nachträglich auch auf dem S3 verfügbar sein würden. Dies betrifft zum Beispiel die Air Gestures oder den Pedometer in S-Health, die beide auf die mit dem S4 eingeführten neuen Sensoren zurückgreifen, oder aber auch die TV-Fernbedienung, die eine Infra-Rot Schnittstelle voraussetzt… um nur einige zu nennen. Die Gründe, die Samsung davon abgehalten haben alle softwareseitig rundumerneurten Apps auf das Galaxy S3 zu übertragen, können eigentlich nur verkaufstechnischer Natur sein. Klar S-Voice, der Taschenrechner, die Kontakte-App und co haben ein kleines Facelift erhalten. Die wirklich markanten, und damit vermutlich für Samsungs Verkaufsstrategen relevanten Teile, blieben unangetastet: Der Touchwiz-Launcher, die Tastatur und das Wetter-Widget. Ok, ok. Überdurchschnittlich interessierte Nutzer haben diese Teile ohnehin schon gegen Nova, Swype und Beautiful Widgets ausgetauscht. Trotzdem werden die Samsung eigenen Apps von sehr vielen Leuten genutzt, ich gehöre auch dazu. Ich mag den Launcher. Er läuft flüssig, bietet genug Optionen und sieht mittlerweile auch ganz anständig aus. Das Wetter ist in der S4 Version hübsch, hat einen verspielten 3d- Effekt (muss aktiviert werden) und Samsungs Keyboard war nach einer etwas längeren Eingewöhnungszeit für mich seit eh und je die praktischste Art der Texteingabe. Schade, die neuen Versionen haben wirklich sinnvolle Verbesserungen erhalten, in deren Genuss S3-Durchschnittsnutzer leider nicht kommen sollen.
Es gibt auch gute Seiten…
Genug gemeckert, kommen wir zum Positiven. Natürlich gibt es sehr viele Kleinigkeiten, die sehr gelungen sind und auf den ersten Blick gar nicht auffallen, die Nutzererfahrung dennoch verbessern. Mit Adaptsound lässt sich der Sound noch besser individuell an das eigene Ohr anpassen (ich meine einen spürbaren Unterschied gemerkt zu haben). Der Favoritenliste in der Kachelansicht der Kontakte wurde ein Direktanruf-Shortcut verpasst. Dadurch muss man nicht umständlich zum Anrufen den jeweiligen Kontakt öffnen. Die Statusleiste wurde durch eine Vollansicht der Verknüpfungen erweitert, die Settings sind nun viergeteilt. Durch diesen Kniff muss man nicht mehr ewig scrollen um an einen bestimmten Eintrag zu gelangen. Hat man sich einmal die Position eines Eintrags gemerkt, findet man diesen deutlich schneller wieder als in der langen Scrollliste. Zudem öffnen sich Apps spürbar schneller, das Multitasking ist etwas besser geworden, trotzdem ist es noch lange nicht perfekt (Androids RAM-Management ist lange nicht so gut wie von vielen Linux-Enthusiasten behauptet wird). Viele Samsung Apps werden nun standardmäßig im Vollbild gestartet, ein nach unten Wischen an der oberen Display Kante bringt wie in Googles Android 4.4 die Statusleiste wieder zum Vorschein. Auf dem Homescreen ist, trotz veraltetem Touchwiz Launcher, die Statusbar nun transparent (ebenfalls wie in Googles Android 4.4). Dem Wecker wurde eine Standortfunktion hinzugefügt: wer sich um eine bestimmte Uhrzeit nicht zu Hause, sondern bei seiner etwas weiter vom Arbeitsplatz entfernt wohnenden Freundin befindet, kann sich somit automatisch früher wecken lassen. Neben diesen Funktionen kommen natürlich auch noch die von Google in Android 4.3 eingeführten Veränderungen hinzu, wie beispielsweise das in meinen Augen eher überflüssige hinzufügen von Widgetseiten auf dem Unlock-Screen. Unter der Haube wurde aber auch geschraubt: Bluetooth 4.0 wird nun unterstützt, was die Nutzung der neuen Smartwatch ermöglicht, OpenGL ES 3.0 dagegen ermöglicht bessere 3D-Grafiken. Zudem wurden einige Treiber aktualisiert, das S3 schlägt sich nun hierdurch in aufwendigen Spielen und Benchmarks deutlich besser als zuvor. Auch der Kernel wurde aktualisiert. Der Quellcode hierfür wurde nur wenige Stunden nach dem ersten Release in Irland bereits freigegeben. Vorbildlich. Fast alle bekannten Custom-Kernel bei XDA wurden daraufhin aktualisiert.
Eine Art Fazit
Die Liste der Verbesserungen ist wie man sieht wirklich nicht zu unterschätzen, umso bitterer ist es, dass diese durch die genannten Schnitzer und die mangelnde Integration der elementaren S4/Note3 Teile nicht zur Geltung kommen können. Bleibt zu hoffen, dass Samsungs Entwickler bis zum Deutschland-Release noch ordentlich Hand anlegen werden, und sich die Verkaufsabteilung davon überzeugen lässt, weitere Bestandteile aus ihrem aufgefrischten Reporteire an Extras auf den Vorgänger des aktuellen Flaggschiffs zu portieren.
Alternative – unsere Galaxy S3 ROM
Wer nicht hoffen und weiter warten will, und sich mit dem Installieren von Custom ROMs auskennt, der kann einen Blick auf meine MrMad exklusive “Samy Deluxe ROM” werfen. Hier ist mir durch einen kleinen aber wirkungsvollen Kniff gelungen, die angesprochenen erheblichen technischen Mängel auszumerzen. Desweiteren habe ich wie zu alten Galaxy S1 Zeiten (Twics-UX, RemICS-UX, und Butterfly-Effect-ROM) einen Großteil der mangelnden Apps vom S4, Note2/3 portiert). Einzig den Lichteffekt-Bug konnte ich nicht beheben. Da muss man weiterhin mit dem Standard-mäßigen Welleneffekt vorlieb nehmen.
Samy Deluxe 4.3 ROM