Schutz der Privatsphäre erhöhte Sicherheit oder schnelle Geschwindigkeiten schreiben sich alle Anbieter auf die Fahne: ob Ivacy VPN diese Versprechen einlösen kann?
Die Tage wurde ich vom Ivacy-Team kontaktiert und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, den Dienst einmal auszuprobieren. Entsprechende Beiträge und Testberichte habe ich in der Vergangenheit das ein oder andere veröffentlicht, etwa einen VPN-Test mit acht verschiedenen Anbietern.
Für dieses Review wurde mir ein Account zur Verfügung gestellt, um meine Messungen durchzuführen und den Dienst zu testen. Das sei an dieser Stelle aus Gründen der Transparenz erwähnt.
Basics zu IvacyVPN
Der Anbieter sitzt in Singapur. Das ist per se jetzt nicht ein großes Problem, allerdings gehört auch der asiatische Stadtstaat zu den Unterzeichnern des Five Eyes-Abkommen, bei denen sich immer ein Hintertütchen für Spionage verbergen könnte.
Davon abgesehen, entspricht IvacyVPN vielen anderen Anbietern: 5 Verbindungen lassen sich zeitgleich nutzen, als Verschlüsselung und Protokolle kommen AES-256 Bit; OpenVPN, PPTP, L2TP, SSTP, IKEv2 zum Einsatz, und wie immer auch das Versprechen, keine Nutzerdaten zu protokollieren.
Es gibt Apps für alle gängigen Clients wie Windows, macOS, Linux, iOS, Android, Chrome, Firefox und passende Router.
Innerhalb der Apps können für Streaming (Netflix, diverse Mediatheken etc.) und das Umgehen von Ländersperren direkt passende Server ausgewählt werden.
Es stehen mehr als 100 Server und Standorte zur Verfügung aus denen man als Nutzer wählen kann. Der Support ist englischsprachig, aber recht flott und kompetent.
Die Tests zum Thema DNS Leak zeigten keine Auffälligkeiten, Rückschlüsse auf unseren Anbieter ließen sich nicht machen.
Die Preise bei IvacyVPN
Die Preise sind, wie es immer mehr zum Standard wird, von der Laufzeit abhängig, extrem günstig. Wer sich langfristig bindet, kommt gut weg.
Wenn man den Dienst nur einmal ausprobieren möchte, ist es entsprechend teurer. Aktuell (Stand 31.3.2019) bekommt man Ivacy VPN für 8,99 Euro. Das ist etwas günstiger als etwa bei NordVPN.
Es gibt aber, wie oben bereits erwähnt, bessere Konditionen bei längerer Laufzeit. Fünf(!) Jahre kosten dann auf den Monat gerechnet aktuell knapp wenig mehr als ein Euro. Bleibt halt die Frage, ob man sich so lange an einen Anbieter binden möchte.
Funktionen und Handhabung
Nach der Installation stehen euch diverse Funktionen in der englischsprachigen App zur Verfügung. Pläne für eine Lokalisierung gibt es –nach Nachfrage unsererseits– derzeit nicht. Immerhin steht ein deutschsprachiger Auftritt bereit. Dieser könnte, was die Übersetzungen angeht jedoch noch einen letzten Feinschliff vertragen.
Doch zurück zur App: vier Modi stehen zur Auswahl: Smart Connect, Straming, Secure Download sowie Unblocking.
Bei Smart Connect wird automatisch ein (vermeintlich) passender Server-Standort ausgewählt. Bei meinem letzten Versuch war dies etwa Singapur. Dieser war zwar noch einigermaßen schnell, ein sehr hoher Ping (255 ms) ließen die Auswahl als nicht besonders sinnvoll erscheinen. Immerhin noch 108.46 Mbps, also knapp 50 % der ursprünglichen Surfgeschwindigkeit, standen zur Verfügung. In anderen Fällen wählte das System geografisch nähere Standorte wie Belgien oder die Schweiz.
Bei Secure Download steht das Thema Sicherheit und Schutz im Mittelpunkt. Zum Herunterladen sensibler Dateien werden. Beim Herunterladen überprüft Ivacy VPN die Dateien auf Malware und Viren und bereinigt diese automatisch. Da ich hierfür keine Verwendung habe und Torrents für mich ein rotes Tuch sind, kann ich über diese Funktion keinerlei fundierte Aussage treffen.
Paradedisziplin Streaming & Unblocking
Wenn es eine Sache gibt, die mich bei Ivacy VPN wirklich begeistert, so ist es diese Funktion. Damit lässt sich Geoblocking umgehen und viele ausländische Streaming-Dienste (bzw. deutsche Mediatheken aus dem Ausland) nutzen. Und zwar ziemlich komfortabel.
Ihr wählt unter der Kategorie Unblocking den gewünschten Dienst aus, etwa BBC. Die App baut sogleich eine Verbindung auf und fragt im Anschluss, ob die Streaming-Seite im Browser geöffnet werden soll.
Das klappte bei BBC (ein kostenloser Account ist notwendig), NBC (USA) Rai Play (Italien) oder dem ORF problemlos. Beim SRG aus der Schweiz wurde die falsche Seite geöffnet, Nutzen ließ sich das Streaming-Angebot aber dennoch. Auch die US-Version von Netflix ließ sich problemlos nutzen. Insgesamt standen in Version 5.0.5 mehr als 40 Dienste zur Verfügung.
Wie ist die Geschwindigkeit bei IvacyVPN?
Getestet habe ich dieses Mal ausschließlich den Mac-Client und habe bewusst auch darauf verzichtet, sämtliche Server auch im Asus-Router zu konfigurieren.
Hier habe ich ein wenig meine persönlichen Vorlieben einfließen lassen und die Standorte von IvacyVPN getestet, die ich eventuell auch bei einem privaten Einsatz verwenden würde. Hier dürften eure Präferenzen sicher anders ausfallen. Mein Hauptaugenmerk lag auf europäischen Servern.
Server-Standort | Download (Mbps) | Upload (Mbps) | Ping (ms) |
Deutschland (Standard) | 215,45 | 20,07 | 15 |
Deutschland (Frankfurt VPN) | 64,13 | 17,89 | 13 |
Schweiz (Zürich) | 140,78 | 18,73 | 20 |
Österreich (Wien) | 98,64 | 18,66 | 25 |
UK (London) | 144,75 | 18,86 | 39 |
Italien (Mailand) | 88,83 | 17,78 | 21 |
USA (New York) | 136,88 | 7,54 | 114 |
USA (Los Angeles) | 87,69 | 5,26 | 193 |
Aufgefallen ist mir zunächst einmal das eher unterdurchschnittliche Ergebnis des deutschen Servers. Wer also (im Rahmen der Möglichkeiten) lediglich seine Spuren im Netz ein wenig verwischen möchte (das Wort Anonymität verwende ich bewusst nicht), ansonsten aber möglichst ohne weitere Geschwindigkeitseinbußen unterwegs sein möchte, hat mit diesem Anbieter in Deutschland eher schlechtere Karten.
Fazit und abschließende Worte zu IvacyVPN
“Geschwindigkeit ist nicht alles” wäre ein passender und mutiger Werbespruch, den sich so schnell kein VPN-Anbieter auf die Fahne schreiben wird. Zu sehr stehen andere Funktionen im Mittelpunkt der Vermarktung.
Zu IvacyVPN würde es aber wie – man möge mir den Ausspruch verzeihen – Arsch auf Eimer passen. Preise, Verfügbarkeit, Sicherheitsversprechen etc. heben den Dienst nämlich nicht Gros aus der Masse der Anbieter hervor. Anders als andere Anbieter ist man in den üblichen Disziplinen nicht. Wenn es mir um die reine Geschwindigkeit ginge, würde ich den VPN-Dienst für deutsche Nutzer nicht empfehlen.
Wer aber ein Faible für ausländische Streaming-Dienste hat, sollte IvacyVPN hingegen ganz schnell in die engere Auswahl nehmen.