Mullvad VPN wird OpenVPN schrittweise aus dem Angebot entfernen. Spätestens im Januar 2026 soll das Protokoll komplett verschwunden sein – aus den Apps, von den Servern, aus den Konfigurationsoptionen. Übrig bleibt WireGuard als einzig unterstütztes VPN-Protokoll.
Für viele Nutzer ist das eine eher unspektakuläre Nachricht. Für andere ist es ein Punkt, an dem man kurz innehalten und das eigene Setup überprüfen sollte.
OpenVPN lässt sich in den Mullvad-Apps bereits jetzt nicht mehr neu auswählen. Bestehende Verbindungen funktionieren noch, aber nur übergangsweise. Der Zeitplan ist klar, der Umstieg kein Überraschungsmanöver.
Warum Mullvad diesen Schritt geht
Mullvad begründet den Abschied von OpenVPN vor allem mit Wartbarkeit und technischer Kontrolle. OpenVPN ist extrem flexibel, aber genau das macht es komplex. TLS-Stack, Zertifikate, unzählige Optionen, historisch gewachsene Sonderfälle. All das muss gepflegt, getestet und abgesichert werden.
WireGuard ist bewusst anders gebaut. Weniger Code, klar definierte Kryptografie, kaum Stellschrauben. Mullvad setzt damit auf einen einzelnen VPN-Stack, den man vollständig versteht und selbst weiterentwickeln kann.
Weniger bewegliche Teile bedeuten weniger Dinge, die kaputtgehen können. Gerade bei Sicherheitssoftware ist das kein Nebenaspekt.
OpenVPN und WireGuard im direkten Vergleich
OpenVPN ist alt, aber nicht schlecht. Es existiert seit über zwanzig Jahren und ist unglaublich anpassbar. TCP oder UDP, beliebige Ports, viele Tricks für schwierige Netzwerke. In Hotels, Firmen-Firewalls oder Ländern mit starker Netzfilterung war OpenVPN oft die letzte funktionierende Option.
WireGuard geht einen anderen Weg. Es verzichtet auf diese Flexibilität zugunsten von Einfachheit. Feste Kryptoprimitiven, schlanke Konfiguration, wenig Overhead. In den meisten Alltagsszenarien ist das schneller, stabiler und ressourcenschonender.
OpenVPN ist ein Schweizer Taschenmesser. WireGuard ein sehr gutes Messer. Beides hat seinen Platz, aber nicht jeder braucht alles.
Was für WireGuard spricht
In der Praxis punktet WireGuard vor allem bei Performance und Effizienz. Weniger CPU-Last, geringere Latenz, oft bessere Akkulaufzeit auf mobilen Geräten. Für Anbieter bedeutet ein einheitliches Protokoll weniger Sonderfälle im Code und im Support.
Wenn Du Mullvad einfach über die App nutzt, hast Du WireGuard wahrscheinlich schon seit Längerem im Einsatz, ohne aktiv etwas entschieden zu haben.
Wo der Wegfall von OpenVPN problematisch sein kann
Ganz ohne Nachteile ist der Schritt nicht. Ältere Router oder Firewalls ohne WireGuard-Support fallen raus. Auch sehr restriktive Netzwerke, in denen OpenVPN über TCP-Port 443 zuverlässig durchkam, lassen sich mit WireGuard nicht immer gleich gut umgehen.
Außerdem verschwindet eine Option, die manche Nutzer ganz bewusst eingesetzt haben – nicht aus Gewohnheit, sondern aus Notwendigkeit.
Weniger Auswahl vereinfacht vieles, schließt aber auch Türen.
Was das für bestehende Setups bedeutet
Wer Mullvad auf dem Desktop oder Smartphone nutzt, muss in der Regel nichts tun. Bei manuellen Setups sieht das anders aus. OpenVPN-Konfigurationen sollten rechtzeitig ersetzt werden. Mullvad stellt dafür WireGuard-Configs und Anleitungen bereit.
Der Wechsel ist planbar, aber er passiert nicht von allein, wenn man OpenVPN aktiv nutzt.
Einordnung
Mullvad reduziert mit diesem Schritt die eigene technische Komplexität deutlich. Gleichzeitig nimmt man in Kauf, dass bestimmte Spezialszenarien nicht mehr abgedeckt werden. Das ist eine bewusste Entscheidung, kein Versehen.
Für viele Nutzer wird WireGuard völlig ausreichen oder sogar besser passen. Für andere bedeutet der Abschied von OpenVPN Anpassungsarbeit oder Einschränkungen.
Ob das am Ende der richtige Weg ist, hängt weniger vom Protokoll ab als davon, wie und wo man sein VPN tatsächlich nutzt.
