Eindrücke zur Optik, Aufbau und Inbetriebnahme




Das Ding ist schwer und massiv. Filigran ist anders. Wo man sonst in puncto Technik gerne überall erst einmal den Rotstift ansetzt, ist das bei (DJ)Plattenspielern genau umgekehrt. Da zählt jedes Kilo! 12,4 sind es insgesamt, ohne Tonabnehmer und Haube.
Den Aufbau habe ich schnell hinter mich gebracht. Mit ein wenig Übung und dem ein oder anderen Video auf YouTube lässt sich der Tonarm einstellen. Hat insgesamt etwa eine halbe Stunde gedauert.
Eine Headshell wird mitgeliefert, Tonabnehmer müsst ihr noch dazu kaufen. Es wäre natürlich nahe liegend, ein Ortofon Concorde-System zu verwenden. Da ich aber keine Ambitionen hege, auf dem nächsten Feuerwehrfest oder der nächsten Dorfdisco den großen DJ-Macker raushängen zu lassen, habe ich das unspektakuläre System (ein Audio Technika AT 120E/II) meines alten Drehers weiterverwendet. Ein entsprechendes Upgrade steht an, allerdings möchte ich noch ein Weilchen damit warten.
Insgesamt liegt der Aufbau auch schon wieder vier Monaten her. Seitdem läuft das Ding durch, ohne Murren und Knurren. Weiter daran herumdoktern musste ich nicht. Das sei für alle erwähnt, die mit Metzger-Fingern gesegnet ein wenig Respekt vor filigraner Technik haben.
Flüchtig betrachtet, bietet es so ziemlich das gleiche Layout wie jeder andere Plattenspieler auf dem Markt, mit der Ergänzung der Tonhöhenregler und einem LED-Ring um den Plattenteller. Es scheint, dass der über 40 Jahre alte Technics-Workflow sehr schwer zu überwinden ist.
Dann, bei genauerer Betrachtung kann man manche Unterschiede erkennen. Die Kabel sowie Ein- und Ausgänge sind seitlich geführt und nicht wie normalerweise üblich, nach hinten raus. Das hat für DJs sicher den ein oder anderen Vorteil, für Heimanwender hätte es sicher ein konventionelles Set-up besser gemacht. Traditionell befinden sich die Drehtischfüße in den Ecken des Chassis, beim VL12 Prime sind diese nach Innen versetzt. Die Füße sind massiv und lassen sich versenken.
Features & Anschlussmöglichkeiten
Der Drehknopf links steuert die Intensität des Drehmoments, der mittlere stellt die Farbe des LED-Rings ein, mit dem rechten Drehknopf steuert ihr die Intensität. Als besonderes Gimmick ist ein LED-Ring vorhanden, der in stufenlos änderbaren Farben den VL12 Prime beleuchten kann. Die LED-Farbe lässt sich durch einen seitlich angebrachten Regler verändern, zudem ist ein Schalter zur Regulierung der LED-Intensität vorhanden. Auf den Pressefotos sieht das extrem futuristisch und ein wenig billig aus. In der Praxis überwiegt aber der positive Eindruck. Die Farben sind längst nicht so knallig, der Effekt einigermaßen dezent. Es gefällt mir relativ gut.
Ein weiteres cooles Feature ist das einstellbare Drehmoment des Antriebes. Damit lässt sich die Kraft des Tellers zumindest in zwei Stufen kontrollieren, 5 Kgf/cm und 3,2kgf/cm. Das dürfte aber nur für DJs interessant sein.
Es gibt einen langen Pitchfader mit drei Pitchbereichen (+-8, 16 und 50 %) sowie einem Reset-Taster, um schnell zum Nullpunkt zurückzukehren. Um die Nadelposition besser abschätzen zu können, gibt es zwei aufsteckbare Targetlights. Der VL-12 kann Vinyl mit 33 oder 45 Umdrehungen pro Minute abspielen. Viele (günstige) Alternativen bieten zudem 78 Umdrehungen an. Die dazugehörigen Umschalttasten sind rechts neben der Start-Stop-Taste angebracht. Die Tonarmbasis ist höhenverstellbar und verfügt über ein skalierbares Antiskating.
Bei der Tonarmhalterung hat sich Denon DJ ein weiteres interessantes Detail einfallen lassen: “Lock or rest”. Anders als üblich kommt kein gewöhnlicher Haken zum Einsatz, sondern so eine Art magnetischer Klick-Mechanismus.
Nicht besonders viel Auswahl gibt es bei den erwähnten Anschlüssen: Es gibt einen Phono-Ausgang, mehr nicht. Eine USB-Schnittstelle wird der ein oder andere sicher vermissen. Da es keinen Vorverstärker gibt, fällt diese Schnittstelle weg. Wenn ihr eure Vinylschätzchen digitalisieren möchtet, achtet daher auf eine Pre-Amp mit USB-Schnittstelle. Besser gelöst als beim 1210er: Die Cinch-Kabel sind nicht fest, ihr könnt also Kabel in beliebiger Länge verwenden.
Ein wichtiger Hinweis am Rande: es gibt keine Möglichkeit, eine Haube mit Scharnieren anzubringen ohne Modifikationen eurerseits. Ihr könntet zu einem Decksaver greifen, selbst Löcher für die Scharniere bohren, oder so wie ich es gemacht habe: Der Deckel von einem 1210er (es muss nicht das Original sein) drauf legen. Passt von den Abmessungen.
Servus Gary,
Vielen Dank für Deinen interessanten Bericht.
Kannst Du mir vielleicht sagen, warum der Denon DJ VL12 Prime nicht mehr käuflich zu erwerben ist? Ich kann keinen Shop in Deutschland finden, der ihn anbietet. Er wurde überall aus dem Programm genommen.
VG
Martin
Vielen Dank! Nein, ich weiß es leider auch nicht. Hoffe, er wird irgendwann wieder nachproduziert.