Ich muss mich entschuldigen. Vielleicht auch ein wenig bei mir selbst. Wir sind oft so fixiert auf das Neue, das Bessere, das Hellere. Wir vergleichen Datenblätter, diskutieren über Spitzenhelligkeiten und freuen uns, wenn wir High-End-Technik zum Mittelklasse-Preis schießen können. Wir konsumieren Hype.
Wir haben ein kollektives Problem. Wir lassen uns blenden von Nits, Kontrastwerten und dem perfekten „Preis-Leistungs-Verhältnis“. Wir feiern den „No-Brainer“, den schnellen Klick im Warenkorb. Was wir dabei oft verdrängen: Die banale Frage, ob ein angebliches Premium-Produkt auch länger hält als bis zum Tag X nach der gesetzlichen Gewährleistung.
Was wir dabei verlernen: Auf die Werte zu schauen, die nicht im Datenblatt stehen. Langlebigkeit. Kulanz. Und die simple Erwartung, dass ein High-End-Gerät nicht pünktlich nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistung zu Elektroschrott wird. Denn auch wenn der Kauf zwei Jahre her ist: Das ist eine Investition, die länger halten muss.
Rückblende: Der Hype-Train 2023
Erinnert ihr euch an den Herbst 2023? Es war eine verdammt gute Zeit für Heimkino-Fans. QD-OLED war endlich im Massenmarkt angekommen. Der Samsung S93C wurde damals überall abgefeiert – völlig zu Recht und auch von mir. Für viele Experten war er sogar die vernünftigere Wahl als das teure Flaggschiff S95C.
Warum? Weil der S93C auf die schicke, aber technisch oft zickige „One Connect Box“ verzichtete und die Anschlüsse klassisch und stabil direkt ins Gehäuse integrierte. Man bekam das gleiche grandiose Panel, aber ohne die HDMI-Probleme der teuren Box. „Made for Germany“, tolles Bild, fairer Preis. Ein „No-Brainer“.
Ich habe ihn empfohlen. Ich habe ihn gekauft.
Das böse Erwachen
Fast genau zwei Jahre später stehen wir hier. Es ist Dezember 2025. Draußen wird es kalt, Weihnachten steht vor der Tür, und im Wohnzimmer bleibt das Bild schwarz. Mein S93C hat sich verabschiedet. Nicht mit einem kleinen Pixelfehler oder organischem Burn-In, den man bei OLEDs zähneknirschend einkalkuliert. Nein, ein Defekt, der das Gerät unbrauchbar macht.
Timing: 6 Wochen nach Ablauf der 24-monatigen Gewährleistung.
Und hier beginnt der Kater. Plötzlich sind die superhohen Nits Spitzenhelligkeit egal. Plötzlich ist das „Infinity Design“ egal. Was bleibt, ist ein riesiger, schwarzer Spiegel, der mich daran erinnert, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, in der „Premium“ oft nur den Preis meint, nicht die Haltbarkeit.
Die Webseite: Ein Hoffnungsschimmer (oder eine Falle?)
In meiner Verzweiflung klammerte ich mich an einen Strohhalm. Ein Blick in meinen Samsung-Account („Meine Produkte“) zeigte mir nämlich Folgendes an:
Herstellergarantie: gültig bis 31-12-2025

Ein Aufatmen. „Made for Germany“ bedeutet also doch etwas, dachte ich. Vielleicht eine Kulanz-Aktion? Ein verlängerter Schutz für registrierte Kunden, damit man eben nicht nach zwei Jahren im Regen steht? Es wirkte plausibel. Ich fühlte mich sicher.
Weltkonzern mit dem Charme einer schwäbischen Bausparkasse
Ich eröffnete ein Ticket, lud den Screenshot hoch und erwartete eine unkomplizierte Lösung auf Augenhöhe. Was ich bekam, war die kalte Schulter einer Bürokratie, die man eher im Keller einer kleinkarierten Provinz-Behörde vermuten würde als bei einem globalen Tech-Leader.

Der Support lehnte ab. Die Begründung: Man ignoriere die Anzeige in der eigenen App. Das Datum dort (31.12.2025) komme nur zustande, weil das System „dächte“, ich hätte erst an Silvester 2023 registriert. Da ich aber im Oktober gekauft habe: Pech gehabt.
Bitte lasst euch das auf der Zunge zergehen: Ein Konzern, der Milliarden mit Smart Homes, KI und vernetztem Leben verdient, sagt mir im Prinzip: „Unsere App zeigt Quatsch an, aber das ist Ihr Problem. Wir halten uns stur an das Rechnungsdatum. Kulanz? Augenhöhe? Nicht mit uns.“
Der Beweis, der alles ändert (und gleichzeitig auch gar nix…)

Das Perfide daran: Die Begründung des Supports ist faktisch falsch. Ich habe in meinen Unterlagen gegraben. Ich habe das Gerät nicht an Silvester registriert. Ich habe es am 26. Oktober 2023 registriert – für die offizielle Cashback-Aktion. Samsung hat diesen Beleg damals geprüft, validiert und mir Geld überwiesen. Sie wissen also ganz genau, wann ich gekauft und registriert habe.
Dass die App mir trotzdem „Garantie bis 31.12.2025“ anzeigt, ist kein Rechenfehler basierend auf meiner Eingabe. Es ist ein Systemfehler von Samsung – oder eine Marketing-Maßnahme („Bis Jahresende sorgenfrei“), die der Support nun nicht mehr einhalten will, weil es Geld kostet.
Fazit: Es geht um mehr als einen Fernseher
Ich streite mich jetzt mit dem Support. Nicht nur wegen der 2.000 Euro (die gerade vor Weihnachten extrem schmerzen). Sondern aus Prinzip.
Es kann nicht sein, dass wir Produkte nach zwei Jahren abschreiben müssen. Und es kann noch viel weniger sein, dass ein Hersteller seine Kunden mit falschen App-Anzeigen in Sicherheit wiegt, nur um sich im Ernstfall hinter Paragraphen zu verstecken, statt Verantwortung für die eigenen Systemfehler zu übernehmen.
Wenn „Made for Germany“ nur ein Sticker auf dem Karton ist, aber der Service sich anfühlt wie ein vollautomatisierter Abwimmel-Bot, dann läuft etwas gewaltig schief. Wir müssen aufhören, Technik blind abzufeiern. Wir müssen anfangen, Service, Langlebigkeit und Kulanz in unsere Bewertungen einzubeziehen. Denn am Ende nützt das beste Panel nichts, wenn der Hersteller dich im Regen stehen lässt.


Da hast einfach Pech gehabt, aber doof ist das trotzdem. Vor allem die Garantiegeschichte ist eigenartig und geht imho gar nicht.
Danke, einmal aus der Seele gesprochen. Hatte letztes Jahr einen ähnlichen fall gehabt und bin auch auf den Kosten sitzen geblieben. Den Hersteller dürft ihr raten. Viel Glück dir bei der Aktion!