Ich habe lange gedacht, mein Kamerasetup sei fertig. Objektiv drauf, Licht an, Mikro läuft. Es ist leicht, sich einzureden, dass man „genug“ hat, solange das Bild scharf ist. Aber je mehr Technik ich teste und je bewusster ich versuche, einen bestimmten Look zu erreichen, desto deutlicher wird: Manche Werkzeuge lösen Probleme, die man vorher schlicht hingenommen hat. Manche verändern den eigenen Workflow mehr, als man ihnen zutraut.
Und genau so ein Werkzeug ist für mich das Samyang V-AF 35 mm T1.9.
Ich filme mit einer Sony A7c in einem ganz normalen Zimmer. Keine Studiowände, keine Blackmagic-Monitore, keine ausgeklügelte Lichtdecke. Einfach ein Raum, in dem ich arbeite, schreibe, teste und gelegentlich auch die Kamera anschalte. In so einem Umfeld entscheidet die Brennweite mehr über den finalen Look als jedes noch so teure Zubehör.
Warum ich dieses Objektiv überhaupt gekauft habe
Ich wollte mehr Dinge filmen, die ich sonst nur schreibe oder fotografiere. Auf keycaps-deutsch.de reicht ein Foto oft völlig aus, aber manche Szenen funktionieren erst, wenn man sie sieht. Ein Soundtest lebt von kleinen Bewegungen. Ein Build-Log wirkt erst, wenn man spürt, wie die Tastatur auf dem Tisch steht. Und manchmal will man einfach zeigen, wie der Schreibtisch wirklich aussieht, bevor man ihn aufräumt.
Parallel dazu habe ich für techboys.de immer wieder Produkte hier liegen, die sich für kurze Videos anbieten. Nanoleaf-Panels zum Beispiel leben von Bewegung, Farbverläufen und dem Raumgefühl. Ein Foto zeigt das nur zur Hälfte.
Also suchte ich ein Objektiv, das in einem kleinen Raum funktioniert. Nichts Schweres, nichts Extremes, keine Linse, die mich zwingt, alles umzubauen. Ein Objektiv, das es mir leicht macht, spontan eine Aufnahme zu starten, ohne vorher die halbe Wohnung umräumen zu müssen.
Das Samyang sollte ein unaufgeregtes Werkzeug sein. Und genau so hat es sich auch herausgestellt.
Warum 35 mm in kleinen Räumen oft die bessere Wahl sind
Mein 50 mm F1.4 II ist und bleibt ein tolles Objektiv. Für Fotos, Detailshots, Keycaps, Switches, alles was eine gewisse Nähe benötigt. Sobald ich mich selbst im Frame haben will, zeigt die Brennweite aber ihre Grenzen.

Das Bild wird eng. Ich fülle den gesamten Frame, der Raum verschwindet und wirkt plötzlich kleiner, als er ist. Der Zuschauer sieht meine Stirn, nicht meinen Arbeitsplatz. Und genau das wirkt bei einem normalen Zimmer sofort unnatürlich.
24 mm wären die Alternative, aber damit kommt eine andere Art Problem: Verzerrungen. Die Ränder ziehen sich, Gesichter wirken in den Ecken verzogen, der Raum wird unnatürlich gestreckt. Viele YouTuber nutzen es, aber es verändert das Bild stärker, als ich möchte.
35 mm liegen genau dazwischen. Ein natürlicher Blickwinkel, der genug Raum zeigt, ohne ihn zu verbiegen. Meine Nanoleaf-Panels wirken mit 35 mm wie ein echter Teil des Hintergrunds und nicht wie ein Effekt. Der Raum bleibt glaubwürdig, die Proportionen stimmen, und das Bild fühlt sich „mittendrin“ an.
Der Unterschied zu 50 mm ist subtil, aber entscheidend. Plötzlich hat das Bild Tiefe. Die Szene wirkt weniger gestellt. Man spürt den Raum, ohne dass er ablenkt.
Was das V-AF Konzept im Alltag wirklich verändert
Was mich am Samyang tatsächlich überzeugt hat, war nicht der Marketingbegriff „Unified Form Factor“, sondern die vielen kleinen Details, die den Alltag erleichtern.
1. 280 g – endlich keine frontlastige A7c mehr
Die Sony A7c ist leicht, kompakt und bewusst minimalistisch. Viele Objektive machen sie aber frontlastig. Die Kamera zieht nach unten, ein kleines Tischstativ wackelt, und in der Hand wirkt es unausgewogen.
Das V-AF 35 mm ist leicht und perfekt ausbalanciert. Dadurch wirkt die A7c stabiler und kontrollierter. Für spontane B-Roll aus der Hand reicht das völlig. Ich muss keinen Gimbal aufbauen, nur weil ich ein paar Sekunden Bewegung filmen möchte.
Spannend ist auch, dass alle Objektive der V-AF-Serie fast identisch schwer sind. Falls ich irgendwann das 24 mm oder 75 mm ergänze, muss ich meinen Gimbal praktisch nicht neu balancieren. Das spart Zeit und Nerven.
2. Die Tally-Lampe – klein, aber enorm hilfreich

Vorne und seitlich sitzt eine LED, die bei Aufnahme rot leuchtet. Es ist ein simples Detail, aber für Solo-Aufnahmen unglaublich angenehm. Ich muss nicht ständig prüfen, ob die Kamera wirklich läuft. Ein kurzer Blick auf das Objektiv reicht.
Ich habe schon so viele Takes aufgenommen, bei denen ich dachte, alles sei perfekt – nur um hinterher festzustellen, dass ich nicht richtig auf „Record“ gedrückt hatte. Seit der Tally-Lampe ist mir das kein einziges Mal passiert.
3. Der Custom Switch – Sonys fehlende Funktion elegant ergänzt
Die A7c hat kein vorderes Einstellrad. Das wirkt im ersten Moment verschmerzbar, aber beim Filmen merkt man schnell, wie oft man eigentlich die Blende verändern möchte. Mit dem Custom Switch kann der breite Fokusring zur Blendensteuerung werden.
Das fühlt sich so organisch an, dass ich mich frage, warum Sony das nicht selbst eingebaut hat. Der Wechsel der Blende wird leise, sanft und intuitiv. Besonders beim Arbeiten mit künstlichem Licht ist das extrem hilfreich.

4. Autofokus und Bediengefühl
Der Autofokus ist schnell, leise und zuverlässig. Nicht so klinisch wie ein G-Master, aber konstant genug, um mir den Rücken freizuhalten. Und das Bediengefühl des Rings ist deutlich angenehmer als bei vielen günstigen Festbrennweiten.
Der gesamte Formfaktor wirkt durchdacht: glatte Oberfläche, robuste Haptik, keine unnötigen Regler. Man merkt, dass Samyang ein System schaffen wollte, das einfach funktioniert.
Der Look – technisch sauber, aber nicht klinisch
Viele moderne Objektive sind so scharf, dass sie fast steril wirken. Das Samyang schafft einen angenehmen Mittelweg.
- Scharf genug für 4K, aber nicht übertrieben hart
- Warmer Farbcharakter, besonders bei Hauttönen
- Weiches, strukturiertes Bokeh
- Filmische Wirkung bei T1.9, ohne künstlichen „Cine“-Effekt
Mit meinem Licht ergibt sich ein stimmiges Bild, das sich gut anfühlt. Nicht überproduziert, nicht billig. Ein Look, der genau das Niveau trifft, das ich wollte.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Farben leicht zu graden sind. Ich muss nichts reparieren, sondern nur Feinheiten anpassen. Das spart Zeit – und Zeit ist beim Filmen das, was einem am schnellsten ausgeht.
Fazit: Das 35 mm, das in meinem Zimmer einfach funktioniert
Ich habe das Samyang nicht gekauft, um plötzlich zum Filmemacher zu werden. Ich wollte ein Objektiv, das im Alltag funktioniert, angenehm aussieht und mein Setup nicht komplizierter macht.
Genau das tut es.
Mein 50 mm bleibt für Fotos und Close-Ups unersetzlich. Aber für alles, was Raumgefühl braucht – sei es ein Intro, ein Fazit oder ein kurzer Blick auf den Schreibtisch – ist das 35 mm inzwischen meine erste Wahl.
Einfach, logisch, passend. Ein Objektiv, das in meinem Alltag genau das macht, was ich brauche.

